Wie viel Europa steckt eigentlich in Paderborn? Das war die Ausgangsfrage des Seminars „Europa vor Ort“. Ganz allgemein lässt sich diese Frage selbstverständlich nicht beantworten, dafür ist die Europäische Union zu vielschichtig. Beispiele gibt es jedoch zahlreiche: Sei es der Flughafen Paderborn-Lippstadt, Wanderwege in Ostwestfalen-Lippe, die Windräder am Haxter Grund, Sportgeräte beim Hochschulsport oder Freiwilligenprojekte für Jugendliche.
In fünf Beiträgen könnt ihr herausfinden, wo euch die EU in Paderborn und Umgebung überall begegnen kann.
Wir haben uns beim Hochschulsport an der Universität Paderborn nach Europa umgeschaut. Wir wissen, dass der Paderborner Hochschulsport eine große Vielfalt an Sportarten anbietet. Aber wissen wir genau, wie das organisiert ist? Wie werden all diese Sportmöglichkeiten finanziert und von wem? Spielt die Europäische Union, die sich gleichermaßen für Sport und junge Menschen einsetzt, dabei eine Rolle? Genau das wollen wir uns näher ansehen!
Die Universität Paderborn bietet mehrere Angebote für ihre Studenten. Natürlich gibt es ganz typische, wie zum Beispiel die Ballsportarten (Basketball, Fußball, Handball), die Schlägersportarten (Badminton, Tennis und Tischtennis) und auch verschiedenen Arten von Gymnastik. Aber die UPB ist nicht wie alle anderen Universitäten; Quidditch, Beer-Pong, oder auch Jugger stehen ebenfalls auf der Liste. Die UPB verfügt über einen vollständigen Online-Katalog aller verfügbaren Sportarten.
In diesem Beitrag wollen wir euch zeigen, welche Prinzipien die Europäische Union im Bereich des Sports leiten und inwieweit sie den Sport an der Universität Paderborn beeinflusst.
Das Engagement der Europäischen Union für den Sport
Obwohl Sport im Laufe der Entwicklung der Europäischen Union immer wichtiger wurde, gab es bis 2009 keine Rechtsgrundlage, die die Sportpolitik in den Verträgen definiert hätte. 2007 wurde zwar ein Weißbuch Sport veröffentlicht, aber erst mit dem Vertrag von Lissabon hat die EU eine Kompetenz im Bereich Sport erlangt. Laut dem Vertrag über die Arbeitsweise der EU (Artikel 6 und Artikel 165 Absatz 1) spielt die EU eine Rolle bei der Unterstützung der europäischen Dimension des Sports. Durch Programme wie Erasmus+ oder Ministertreffen zur europäischen Sportpolitik wird diese Unterstützung faktisch in die Tat umgesetzt. Die Ziele der Sportpolitik der EU sind dabei breit gefächert: “Die EU setzt sich dafür ein, bei Sportwettkämpfen mehr Fairness und Offenheit zu fördern und die seelische und körperliche Unversehrtheit der Sportler unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Sports besser zu schützen. Darüber hinaus unterstützt die EU die Idee, dass Sport das allgemeine Wohlergehen verbessern, zur Überwindung weitreichender gesellschaftlicher Probleme wie Rassismus, sozialer Ausgrenzung und geschlechtsspezifischer Ungleichheit beitragen kann […].”.
Um den Einfluss der Europäischen Union auf den Sport an der Universität Paderborn zu ergründen, haben wir den Leiter des Hochschulsports der Universität Paderborn, Ulrich Kussin, interviewt. Dabei hat sich gezeigt, dass die Europäische Union unmittelbar nur einen geringen Einfluss auf den Sport an der Universität Paderborn hat, was uns ein bisschen überrascht hat. Laut Ulrich Kussin hat der Hochschulsport der Universität Paderborn nämlich “sehr wenig mit der Europäischen Union zu tun oder auch mit Europa.” Der Grund dafür ist ein Mangel an Ressourcen und Zeit, sich auf europäischer Ebene auszutauschen und Kooperationen zu starten.
Unser erster Gedanke war eigentlich, dass die Universität aktiv an europäischen Sportmeisterschaften teilnehmen würde. Allerdings, so erklärt uns Ulrich Kussin, ist die Beteiligung nicht so stark wie bei anderen Hochschulsportschulen. Wieso ist das so? Das ist zum einen eine Ressourcenfrage, aber auch, wie Herr Kussin erläutert, abhängig davon, wie viele gute Sportler in Paderborn zur Verfügung stehen. Ebenso erstaunt waren wir über die Bedeutung europäischer Finanzierungsmittel für den Sport an der UPB. Die Fördermittel der Europäischen Union für Universitäten werden zu gleichen Anteilen verteilt, so dass am Ende nur ganz wenige Mittel für die einzelnen Hochschulen übrig bleiben, so auch für die Universität Paderborn.
Spielt Europa also gar keine Rolle? Erst auf den zweiten Blick entdecken wir, dass doch auch im Paderborner Hochschulsport ganz viel Europa steckt, denn die Europäische Union hat großen Einfluss in der Normung – so auch von Sportgeräten. Auf europäischer Ebene existieren Normen für jedes Gerät: Das Europäische Komitee für Normung kümmert sich z.B. um Geräte für Gymnastik und veröffentlicht regelmäßig Standards, die einzuhalten sind. Jede einzelne Norm definiert die Regeln für einen bestimmten Typ von Gerät – für jedes Gerät und in allen Sportarten. Diese Normen unterstützen das Ziel der EU, die Gesundheit der Menschen durch Sport zu fördern, indem sie die Sicherheit in jeder Sportart erhöhen.
Darüber hinaus ermöglicht Europa durch Mobilität die Begegnung von Studenten aus ganz Europa – und Sport kann helfen, am europäischen Hochschulort neue Kontakte zu knüpfen. Allein an der Universität Paderborn gibt es fast 2000 internationale und europäische Studierende, von denen die meisten Angebote des Hochschulsports wahrnehmen. Der Leiter des Hochschulsports der Universität Paderborn gibt sich überzeugt: “Sport ist ja nun ein sehr gutes Mittel, Menschen kennenzulernen und sich zu bewegen, gesund zu sein und Spaß zu haben. Und ich glaube, wir bieten hier die Anlage.” …und damit ist dann doch gar nicht so wenig Europa im Paderborner Hochschulsport!
Julie Bondu, Arthur Buteau, Marie Giffard, Pierre-Edouard Londe, Adam Resseguier, Emeline Rosant