Die Studierenden des 3. Jahres stellen die Themen ihrer Bachelorarbeiten vor
Der Startschuss für das letzte Semester des dritten Jahrgangs der Europäischen Studien ist offiziell gefallen: im hybriden Format fanden sich, am 02. und 03. Mai, die Studierenden und die jeweiligen Betreuer*innen der Bachelorarbeit zusammen und stellten ihre Themen und ersten Ergebnisse der Abschlussarbeit vor. Der Themenwahl sind hier kaum Grenzen gesetzt. Die deutschen und französischen Studierenden schreiben unter anderem über Unterschiede im Diskurs über Nuklearenergie in Deutschland und Frankreich, über die ökofeministische Bewegung oder auch über die Verfolgung der Uiguren in China.
Das Team Teaching als Vorbereitung für Gipfelstürmer*innen
Worüber soll ich schreiben? Welchen Schwerpunkt setze ich? Und welche Methode ist die beste, um mein Thema zu bearbeiten? Diese und andere Fragen stellen sich Studierende, wenn die Redaktion der Bachelorarbeit ansteht. Um die Studierenden im 6. Semester der Études Européennes beim Planungsprozess ihrer Abschlussarbeit zu unterstützen, findet jedes Jahr im Frühling das sogenannte Teamteaching statt. Dabei handelt es sich um ein individuelles Gruppencoaching, bei dem der Entwurf der Arbeit vorgestellt und reflektiert wird.
Sebastian, Student im 6. Semester, hat in diesem Jahr an der Veranstaltung teilgenommen und über die europäischen Bürgerkonferenzen gesprochen, mit denen die EU seit 2005 den Dialog mit ihren Bürgerinnen und Bürgern verbessern möchte. Er fand das Teamteaching insofern hilfreich, als dass es den “Prozess des Schreiben der Bachelorarbeit, der am Anfang wie ein unüberwindbarer Berg wirkt, in zwei Teile teilt und damit ein bisschen handhabbarer wirken lässt.”
Vom Detail zum “Big Picture”
Zwanzig Minuten haben die Studierenden Zeit, um ihr Thema, mögliche Fragestellungen, Ideen für eine Gliederung, Literatur und die Schwierigkeiten des Themas vorzustellen. Für Jonas half ebendiese vorgegebene Struktur der Präsentation bei der Orientierung: “Das Teamteaching hat dazu motiviert, die Planung der Bachelorarbeit bis ins Detail durchdenken, die ganzen Ideen zu ordnen und zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.”
Im Anschluss an die Präsentationen, die jeweils in der Fremdsprache gehalten werden, kann die Gruppe Fragen stellen und Ratschläge geben. Jonas Meinung nach sind eine intensive Recherche und Planung unerlässlich: “Nur, wenn man wirklich über alle Details nachgedacht hatte, konnte man präzise auf die Fragen der Jury antworten.”
Wertvolles Feedback
Zweifellos sind die Betreuenden der eigenen Bachelorarbeit die erste Anlaufstelle, wenn es um Ratschläge und Fragen geht. Nichtsdestotrotz können Dozierende mit anderen akademischen Hintergründen wertvolle Tipps geben und beim Identifizieren von Schwachstellen des eigenen Konzeptes helfen. Das findet auch Stina: “Wichtig und besonders war für mich am TeamTeaching, dass ich wertvolles Feedback, nicht nur von meinen zwei Tutoren, sondern auch von den Studiengangsbeauftragten und anderen Professoren bekommen habe. Das war ein wichtiger Input.” In ihrer Bachelorarbeit möchte Stina das Verständnis von der Nachhaltigkeit von Atomkraft in Deutschland und in Frankreich nach der Atomkatastrophe von Fukushima vergleichend untersuchen.
Der Ansatz zählt
Für Solveig, Studentin im 6. Semester von französischer Seite, war das Team-Teaching eine ganz neue Erfahrung. Zum ersten Mal wurde im Rahmen einer mündlichen Prüfung nicht ein Endergebnis bewertet, sondern ihr Arbeitsfortschritt: «Cette expérience a été unique et extraordinaire pour moi, parce que j’ai été évalué sur l’avancée de mon travail et la manière dont j’avais envisagé mon sujet.»
Wie Stina möchte auch Solveig eine Diskursanalyse durchführen und dabei die Pluralität der öko-feministischen Bewegung analysieren: “Il s’agit d’un travail de sociologie, d’une analyse de discours qui va essayer de comprendre dans quelle mesure ce mouvement est pluriel et qu’est-ce qui peut mettre en lien les différents discours de ce mouvement.” (1) siehe unten: zu deutsch: Übersetzung einfügen) Der Begriff “éco-féminisme” wurde erstmalig in den 70ern von der französischen feministin Francoise Beaune benutzt und steht heute für eine Bewegung, die das patriachiale und das kapitalistische Ausbeutungssystem nebeneinanderstellt.
Das Teamteaching als effizientes pädagogisches Instrument
Für Solveig war das Teamteaching aber nicht nur aufgrund des Formats neu, sondern auch, weil sie noch nie vor einer so großen Zahl an deutschen Muttersprachler*innen einen Vortrag auf Deutsch halten musste: “C’était quand même un peu déstabilisant parce qu’évidemment, tout se passait en allemand. Ce n’était pas la première fois que je faisais une présentation en allemand mais devant un grand nombre de personnes allemandes.” (zu deutsch: Übersetzung) Sebastian kannte das Format schon vom Team Teaching im zweiten Jahr, doch auch für ihn war es besonders vor so großem Publikum zu sprechen: “Außerdem fand ich es eine wichtige Erfahrung mal wieder in Präsenz eine Präsentation zu halten, nach zwei Jahren Pandemie, vor einem vergleichsweise großem Publikum.”
Das Teamteaching stellt somit nicht nur wertvolle inhaltliche Anreize bereit, sondern repräsentiert auch die pädagogische Stärke des Studiengangs hinsichtlich Sprachausbildung und Präsentationskompetenz.
Text und Bilder: Louisa Schmeiduch
Redaktion: Rahel Schuchardt